Und wieder reif für die Insel – NORDIRLAND

Vor zwei Jahren habe ich Ihnen über die grüne (und regnerische) Insel Irland berichtet. In diesem Jahr war nun Nordirland an der Reihe – und was soll ich Ihnen sagen – der dem Vereinigten Königreich angehörende Teil der Insel präsentierte sich uns freundlich und sonnig. Und auch sonst bietet der touristisch eher im Schatten der Republik Irland liegende Norden sehr viele Highlights und schöne Landschaften. Aber der Reihe nach.

Angereist sind wir mit einer Kombination der Fähren nach Newcastle und dann weiter in die Hauptstadt Belfast. Zu Belfast kommen wir später, wir sind direkt bis nach Derry/Londonderry weitergefahren. Wer sich für die Geschichte Nordirlands interessiert kommt an Derry nicht vorbei – war es doch einst das Zentrum der „Troubles“ – dem Konflikt zwischen den royalen Protestanten und den irischen Katholiken. Auch Walled City genannt, nach der Stadtmauer, die den Kern der Stadt komplett umschließt, hat sie einiges an Flair, die vielen Murals (Wandbilder) aus der Zeit des Konflikts sprechen ihre eigene Sprache. Außerdem ist Derry ein perfekter Ausgangspunkt für die „Causeway Coastal Route“, die szenenreiche Küstenstraße, die bis nach Belfast führt und mit diversen Sehenswürdigkeiten gespickt ist.

An der Coastal Route, die man in einem durchfahren könnte (aber nicht sollte), ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wunderschöne Strände wie Portrush und Portstewart, das Dunluce Castle – eine Ruine auf einem Felsen über dem Meer – oder die alte Bushmills Distillery, die den ältesten Whiskey Irlands herstellt und natürlich das Highlight, das der Küstenstraße ihren Namen gab: Der Giants Causeway.

Der „Damm der Riesen“ besteht aus ca. 40.000 gleichmäßig geformten Basaltsäulen, die etwa 60 Millionen Jahre alt sind. Wind und Wetter haben daraus ein Kunstwerk gemacht. Wer dem Auflauf am Visitor Center erst einmal entgehen möchte, wählt die Wanderung vom Dunseverick Castle aus. Der ca. 8km lange Klippenpfad bietet wunderschöne Aussichten und endet – über eine steile Treppe – direkt am Giants Causeway. Den Weg zurück fährt regelmäßig ein Bus.

Kleine Hafenstädte wie Ballintoy und Ballycastle säumen jetzt den Weg, am Torr Head kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen und im Glenariff Forest Park eine schöne Wanderung machen. Letzterer gehört zu den 9 Glens of Antrim, parallel zueinander liegende Täler entlang der Küste.

Der „Waterfall Walk“ ist definitiv den Abstecher wert.

Ab hier verläuft die Coastal Route auch wirklich entlang der Küste mit – wenn das Wetter es so will – tollen Ausblicken. Kurz vor Belfast gibt es auf der Halbinsel Islandmagee noch ein weiteres landschaftliches Highlight. Der Gobbins Cliff Path führt auf in die Felsen montierten Stahltreppen etwa 15m über dem Meer an den Klippen entlang, vorbei an den tausenden brütenden Seevögeln. So sieht man die Küste mal von einer ganz anderen Seite. Die Wanderung ist nur mit Guide möglich, aus Sicherheitsgründen und um die Besucherzahlen einzugrenzen.

Mit Belfast haben wir dann die Hauptstadt Nordirlands erreicht. Eine Stadt mit vielen Gesichtern und entspannten Menschen. Wie überall auf den britischen Inseln ist auch hier die Pubkultur lebendig, schon am Vormittag herrscht in vielen Kneipen reger Betrieb. Eine Hop on/Hop off Tour bietet eine gute Gelegenheit, die Stadt zu erkunden. Auch hier ist der Geist des Nordirlandkonflikts noch lebendig, die alte „Peace Wall“, die nachts die irischen von den protestantischen Vierteln trennte zeugt noch genauso davon wie die beiden „Hauptstraßen“ Falls Road und Shankill Road. An den Fahnen und Wandbildern erkennen Sie genau, welche zu welcher Partei gehört. Ganzer Stolz der Stadt ist die City Hall mit ihren marmornen Treppenhäusern. Diverse Einkaufsstraßen schließen sich an.

Mein absolutes Highlight ist aber das „Titanic Museum“, das auf 10 Etagen interaktiv vom Bau des Schiffes bis zu dessen Untergang sehr anschaulich und berührend die Geschichte des in Belfast gebauten Ozeanriesen erzählt. Stumme Zeitzeugen dessen sind die beiden noch stehenden Kräne der „Harland & Wolff“ Werft, die man von fast überall sehen kann.

Film und Serienfans werden sich an „Game of Thrones“ erinnern. Viele Szenen der Serie wurden in Nordirland gedreht – alle Orte zu erwähnen würde diesen Bericht sprengen – aber auch die Originalstudios befinden sich in Nordirland. Sie liegen ca. 30 Minuten außerhalb von Belfast und sind zu besichtigen. Für einen Fan ein Muss, aber auch wer sich für Sets und Tricks interessiert eine interessante Tour. Ich bin beides und ich fand es beeindruckend.

Alles in allem hat mir Nordirland sogar besser gefallen als die Republik, was daran liegen mag, dass die Wege kürzer und die Highlights näher beieinander und vielfältiger sind. Der raue Norden hat mich mit seinem wilden Charme einfach überzeugt.

Natürlich brachte uns auch wieder eine Fähre zurück nach England, dieses Mal die Nachtfähre nach Liverpool. Denn unser Urlaub war noch nicht zu Ende.

Lesen Sie hier gerne weiter im zweiten Teil meiner Sommertour – der Norden Englands: Lake District und Yorkshire

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